Bauwirtschaft, die wirtschaftliche Lunge des Wallis

Die Bauwirtschaft befindet sich bei der Schaffung von Arbeitsplätzen, bei der Unterstützung der touristischen Entwicklung, aber auch beim Energiewandel und beim Langsamverkehr im Zentrum des Walliser Wirtschaftsgefüges. Dieser Sektor befindet sich an der Schnittstelle all dieser Bereiche und verdient besondere Aufmerksamkeit, insbesondere in Bezug auf die Hebelwirkung, die er bei wichtigen Entscheidungen in einer Gesellschaft spielt, die sich auf die Nachhaltigkeit ausrichtet.

Die Bauwirtschaft ist das lebenswichtige Fundament unserer Gesellschaft. Sie ist heute insbesondere im Bereich der Nachhaltigkeit mit grossen Herausforderungen konfrontiert. Die Akteure der Branche spielen somit eine komplexe und gleichzeitig entscheidende Rolle, deren Bedeutung man nicht unbedingt erkennt. Wir widmen dieses Dossier der wirtschaftlichen und sozialen Bedeutung des Sektors, um eine Standortbestimmung vorzunehmen. Mit dieser Durchleuchtung der Branche soll die wirtschaftliche Tragweite ihrer Tätigkeit realisiert und gleichzeitig auch ihr gesellschaftlicher Auftrag erfasst werden. Aussagekräftige Beispiele sind in dieser Hinsicht die Unterstützung der touristischen und industriellen Entwicklung, die Beschleunigung aber auch die Umsetzung des Energiewandels sowie der Übergang zu einer vielfältigen und nachhaltigeren Mobilität.

Um das Ausmass des Phänomens einzuschätzen, muss die aktuelle und zukünftige Rolle der Bauwirtschaft betrachtet werden. Dazu gehört auch ein kurzer Rückblick auf die Geschichte der Branche. Der Direktor der Walliser Industrieund Handelskammer (WIHK) Vincent Riesen richtet seinen Blick auf die Zukunft und ist sich der technologischen und nachhaltigen Entwicklung des Sektors bewusst. Er vergisst jedoch nicht, was wir den früheren Akteuren der Branche zu verdanken haben. «Die Bauwirtschaft hat im Leben der Bevölkerung immer eine Schlüsselrolle gespielt, insbesondere im Wallis, das von unterschiedlichen Topographien und bedeutenden Naturgefahren geprägt ist. Vor 150 Jahren bestand das Rhonetal noch vorwiegend aus nicht nutzbaren Moorgebieten. Dank der Bauwirtschaft konnten wir uns vorerst gegen die Naturgefahren schützen, um anschliessend die Urbanisierung des Kantons in Angriff zu nehmen.»

Innovativer Sektor

Auch heute hängt angesichts der Gefahren in den Bereichen Klima, Energie und Umwelt ein grosser Teil der Umsetzung der Lösungen wieder von der Bauwirtschaft ab. «Und von der Innovationskapazität der Branche», fügt Vincent Riesen hinzu. «In den vergangenen 20 Jahren sind eindrückliche und vielversprechende Fortschritte im technischen Bereich und in der Entwicklung ökologischer Materialien erzielt worden. Das ist im Bereich des Energiewandels ein Vorteil, da die Umsetzung der Vorgaben genau auf dieser Dynamik der Branche beruht.»

Dieser innovative Geist steht allerdings in einem gewissen Widerspruch zur immer noch weitverbreiteten Ansicht, dass die Arbeit in den Berufen des Sektors anstrengend und beschwerlich ist. «Mit der Mechanisierung haben sich die Arbeitsbedingungen stark verbessert. Und das ist erst der Anfang. Gegenwärtig ist zu beobachten, dass die grossen Gruppen immer mehr in die Forschung und Entwicklung investieren. Dabei geht es insbesondere um die Bereiche der Zusammenarbeit von Mensch und Roboter. Die ersten Exoskelette zeigen diesbezüglich die künftigen Entwicklungstendenzen auf.»

Ein Fünftel des Walliser BIP

Die Walliser Bauwirtschaft summiert im Bauhauptgewerbe, im Ausbaugewerbe und in den Architektur- und Planungsbüros nahezu 24’000 Arbeitsplätze an. Es handelt sich mit rund 20 % des BIP des Kantons um eines der bedeutendsten Berufssegmente. Innerhalb der Branche umfasst gemäss dem Institut BAK Economics der Tiefbau 8,6 %, der Hochbau 49 % und das Ausbaugewerbe 42.4 % der Tätigkeit. Mit einem Jahresumsatz von über drei Milliarden Franken stellt die Branche der Bauwirtschaft eine der Säulen der Walliser Wirtschaft dar.

Die Stärke des Sektors zeigt sich ebenfalls im Wachstum der letzten Jahre. Die Branche hat nämlich im Jahr 2021 einen Mehrwert von 6,5 % verzeichnet. Und die Baugesuche haben gemäss den neusten Studien von BAK Economics gegenüber 2020 insgesamt um 44 % zugenommen.

Neuer politischer Schwung

Zu Beginn des Jahres hat auch die politische Dynamik in Bezug auf die Infrastrukturprojekte im Bereich der erneuerbaren Energien zu erfreulichen Zukunftsprognosen für die Branche beigetragen. Im Februar hat der Grosse Rat ein Dekret über ein globales und effizientes Bewilligungsverfahren für alpine Photovoltaikanlagen verabschiedet. Hauptziel: Reduktion des Verfahrens auf eine Dauer von höchstens 150 Tagen. Dieser politische Schwung fördert die Entwicklung von nachhaltigen Projekten und unterstreicht die Schlüsselrolle der Bauwirtschaft bei der Unterstützung des Energiewandels.

«Die Idee hinter diesem Projekt ist eine Reduktion der Bürokratie, um den Verfahren eine neue Dynamik zu verleihen», präzisiert der Grossratsabgeordnete Nathan Bender. «Gleichzeitig verfolgen wir unsere Politik betreffend die Reduktion des Energieverbrauchs und die Beschleunigung bei den Gebäudesanierungen gemäss Energiegesetz weiter. Die entsprechenden kantonalen Dienststellen beurteilen die Photovoltaikprojekte, bevor der Staatsrat eine Bewilligung erteilt, gegen die natürlich immer noch Beschwerde eingereicht werden kann.»

Mit diesem griffigen politischen Instrument ist ausserdem potenziell auch eine Unterstützung bei der Einführung nachhaltiger Infrastrukturen in anderen Energiebereichen möglich. In Bezug auf das aktuelle Dekret fördert der Zeitdruck zudem die rasche Umsetzung von künftigen Projekten. Auf nationaler Ebene sieht die Strategie im Winter eine zusätzliche Produktion von 2 TWh über lokale nachhaltige Systeme vor. Die Inbetriebnahme ist Ende 2025 geplant. Die Position des Bundes, der die Projekte zu 60 % subventioniert, verleiht den Bauvorhaben in diesem Bereich einen zusätzlichen Schwung und sollte den Sektor ankurbeln.

Betreffend die politische Unterstützung kann auch das neue Bundesgesetz über Velowege angeführt werden, das anfangs Jahr in Kraft getreten ist. Es sieht eine Unterstützung der Kantone und Gemeinden bei der Planung, Anlage und Erhaltung von Velowegnetzen mit Radstreifen, Velobahnen und Radwegen vor. Den Kantonen stehen für die Planung der Velowegnetze 5 Jahre und für die Umsetzung 15 Jahre zur Verfügung.

Wichtigste Projekte

SittenGymnasium-Kollegium Cours Roger Bonvin84.37 mio
MontheyLa Castalie76.89 mio
GrangesStrafvollzugsanstalt Crêtelongue55.78 mio
St-MauriceKollegium St-Maurice50 mio
SidersEinsatzzentrale48.52 mio
SidersHandelsschule46.5 mio
SittenSchiessstand Casernes33.47 mio
MontheyVerwaltungsgebäude30 mio
VispVerwaltungsgebäude28 mio
SittenAmt für Strassenverkehr und Schifffahrt23.9 mio
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