
Das BIM wurde vor zehn Jahren in der Schweiz eingeführt und verbreitet sich allmählich. Für welche Arten von Projekten wird es eingesetzt? Wie nehmen die Unternehmen die Technologie an? Ist sie bereits ein Vorteil oder noch ein Hemmnis? Lagebericht über eine Methodik, die dem Trend zur Digitalisierung der Branche folgt.
Seit einem Jahrzehnt verankert sich das BIM allmählich in der Westschweiz und verändert sowohl die Praktiken als auch die Mentalität in der Branche. Einige grosse Organisationen setzen es bereits systematisch ein, und je nach Projekttypologie wird es auch immer wichtiger, dieses digitale Werkzeug zu beherrschen. BIM steht für Building Information Modeling und bezeichnet ein entwicklungsfähiges digitales 3D-Modell, mit dem jede Phase des Lebenszyklus eines Bauwerks strukturiert und verfolgt werden kann, vom Entwurf über die Planung bis hin zur Ausführung der Arbeiten und der Verwaltung der Instandhaltung nach der Übergabe des Gebäudes.
„Das BIM setzt sich vor allem bei grossen Projekten durch, die von Generalunternehmern oder grossen Konzernen durchgeführt werden“, erklärt Giulio Sovran, Mitgründer von DBS architectes in Sitten. „Dies ist vor allem auf der deutschsprachigen Seite zu beobachten, wo es nicht selten vorkommt, dass in Ausschreibungen festgelegt wird, dass die Beherrschung dieser Methode erforderlich ist.“ Grosse Konzerne oder Generalunternehmen, die nun meist intern über Kompetenzen im BIM-Management oder in der BIM-Koordination verfügen, werden somit also eher in der Lage sein, diese Anforderung zu erfüllen. „Die SBB hat übrigens angekündigt, seit diesem Jahr im Rahmen ihrer Bauherrentätigkeit systematisch auf das BIM zurückzugreifen“, betont Steeve Blanche, Leiter des CAS in BIM-Koordination an der Hochschule für Technik und Architektur Freiburg und Gründer der Firma BIMeco.
Seit seinem Aufkommen vor etwa zehn Jahren hat das BIM die Branche schrittweise verändert und sich in aufeinanderfolgenden Phasen entwickelt. In einer ersten Phase ermöglichte die Entdeckung der Technologie das Experimentieren mit 3D-Modellierung und -Visualisierung, obwohl die steigenden IT-Kosten und die Komplexität der neu entstehenden Plattformen die Unternehmen vor einige Herausforderungen stellten. In den letzten Jahren hat sich die Branche daher zunächst um die Definition und Identifizierung von Standards für die Integration in das Projektmanagement herum organisiert, wobei die strikte Anwendung normativer Rahmenbedingungen mitunter die Innovation behindert hat. Alles in allem besteht die erste Herausforderung darin, dafür zu sorgen, dass alle Beteiligten die gleiche Sprache sprechen können.
„Nach dem Rückgang der Nachfrage während des Covid ist nun wieder eine gewisse Nachfrage zu beobachten, die aus der Praxis kommt“, fügt Steeve Blanche hinzu. „Das BIM ist zudem erschwinglicher geworden als in seinen Anfängen, da die Preise für Software gesunken sind.“
Welche Auswirkungen hat dies auf die Bauüberwachung?
Heute setzt eine neue Dynamik ein: die der Zusammenarbeit und der Transparenz, bei der der Zweck über dem Werkzeug selbst steht. Der Schwerpunkt liegt auf Effizienz und Mehrwert, was eine reibungslose Kommunikation zwischen den Projektbeteiligten fördert. Die BIM-Nutzer bauen auf den Erfahrungen der Vergangenheit auf und versuchen nun, ihre Tätigkeit so weit wie möglich zu optimieren.
Konkret auf dem Markt erleichtert das BIM die Verwaltung von Ausschreibungen, indem es genaue Daten über die benötigten Volumen und Mengen liefert. Während der Bauphase optimiert es die Koordination zwischen den verschiedenen Beteiligten, indem es eine Echtzeit-Überwachung des Projektfortschritts ermöglicht. So kann jeder Beteiligte das digitale Modell sofort anpassen und einsehen, was eine ständige Aktualisierung der Informationen und eine bessere Kostenkontrolle gewährleistet. Ein grosser Vorteil in Bezug auf Effizienz und Rentabilität.
Auf dem Weg zu einer allgemeinen Verbreitung des BIM in der Schweiz?
Das BIM wird bereits bei Grossprojekten eingesetzt und sollte in den kommenden Jahren schrittweise auf ein breiteres Spektrum von Bauvorhaben ausgeweitet werden. Seine Integration in die öffentliche Verwaltung stellt noch eine Herausforderung dar. „Immerhin lässt sich beobachten, dass ein gewisses Interesse erwacht“, fährt Steeve Blanche fort. „Gemeinden beginnen, sich damit zu beschäftigen, aber wir müssen noch weitere Anstrengungen unternehmen, um diese Lösung zu fördern und weiter zu verbreiten.“
Die Verwendung des BIM scheint auch in territorialer Hinsicht sehr unterschiedlich zu sein. Die meisten BIM-Projekte werden in den urbansten Kantonen und den grossen Metropolen durchgeführt.
„Im Wallis stellen wir fest, dass das BIM praktisch inexistent ist“, fährt Giulio Sovran fort, „was sich zum Teil durch die für den Kanton typische Baustellentypologie erklären lässt, bei der kleine bis mittelgrosse Projekte überwiegen. Bei diesen Bauten lohnt es sich derzeit nicht immer, in BIM-Software und die dafür notwendige Ausbildung zu investieren.“